- SPENCER -
- Sabine Reichel
- Jan 17, 2022
- 2 min read
Updated: Jan 21, 2022
Grossbritannien/Deutschland/USA/Chile
Regie: Pablo Larrain
Drehbuch: Steven Wright
Darsteller: Kristen Stewart, Timothy Spall, Jack Farthing, Sally Hawkins, Freddie Spry, Sean Harris
Länge: 117 Minuten
RATING: **** von 5
Das ist sie nun schon wieder! Der Filmtitel “Spencer" steht für den bürgerlichen Nachnamen von Lady Di und ich bin sicher, dass sie sich öfter im Leben, trotz Palast und glitzernder Krone, gewünscht hat, nie so gutgläubig und verliebt hinter dem trotteligen Prinzen von England her gewesen zu sein.

Für eine sagenhaft hohe Zahl ist sie bis heute die "Prinzessin der Herzen". In mein Herz ist sie allerdings nie geschlichen. Mir war und ist Princess Diana absolut egal. Ich habe das Trara und die Umwandlung von einem netten jungen britischen Mädel namens Diana Spencer zur tragischen Star-Ikone nie verstanden.
Aber ich gestehe: “Spencer”, der sehr smarte Film von Pablo Larrain ist überraschend gut. Das liegt hauptsächlich an Kristen Stewart, die eigentlich in jedem Film wunderbar Traurigkeit mit einem mysteriösen Schuss von stiller Rebellion versehen kann. Und auch daran, wie die unspektakuläre Geschichte ihres letzten Besuchs bei den Inlaws in Schottland ohne Hast (aber mit Strecken von schwarzem Humor) erzählt wird. Wussten Sie, dass bei Queen Elizabeth luxuriöses Catering von Soldaten bewacht ins Schloss geschleppt wird? Da ist nix mit “Lieferando”. Lucky them!
Also: Es ist Christmas und die ratlos blickende blonde junge Frau auf der schmalen Landstrasse hat sich verfahren. Dabei ist sie ein wichtiger Gast, denn sie ist niemand anders als Princess Diana, seit Jahren genervt, unglücklich, ungeliebt, nahezu erfroren von der klirrenden Kälte der Royals ihr gegenüber, inklusive Ehemann Charles. Und nun muss sie noch Weihnachten mit all der strengen Etikette, den formellen Klamotten, der todlangweiligen Konversation und dem bloody Plumpudding und Trifle über sich ergehen lassen. Hoffentlich ein letztes Mal, denn sie will nicht mehr, sie kann nicht mehr, sie muss raus aus dem Zirkus, der ihr Leben zu einer dauernden Princess-Show macht. Der Film, passend in müden Alltagsfarben gedreht, zeigt den Untergang einer trostlosen Ehe, dessen Ende wir kennen - und irgendwie auch den Untergang des Britischen Reiches wie es mal war.
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