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INGEBORG BACHMANN - Reise in die Wüste

  • Writer: Sabine Reichel
    Sabine Reichel
  • Oct 20, 2023
  • 3 min read

Updated: Oct 21, 2023

Regie: Margarethe von Trotta

Genre: Drama/Biografie

Darsteller*innen: Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Tobias Resch, Basil Eidenbenz, Luna Wedler, Marc Limpach

Länge: 110 Min.

Verleih: Alamodefilm & MFA +

RATING: * 1/2 von 5


Biografien von berühmten Menschen zu machen, ist immer schwierig, weil nur Originalität des Drehbuchs weniger gesucht wird, als wirklich überzeugende Darsteller, die die Essenz einer Berühmtheit wirklich trifft. Bei dem Film ELVIS war das mit dem Schauspieler Austin Butler ganz gut gelungen, aber da gab es ja auch nebenbei noch seine ikonische Musik zu Hören und viel Glamour zum Angucken. Leider hat das BioPic INGEBORG BACHMANN - Reise in die Wüste weder das eine noch das andere zu bieten, obwohl die sonst oft großartige Regisseurin Margarethe von Trotta gerade bei Filmen über aussergewöhnliche Frauen (Rosa Luxemburg, Hannah Ahrendt, Hildegard von Bingen) bisher eine goldene Hand hatte.


Aber hier ist der Fluch die Fehlbesetzungen beider Hauptdarsteller. Wie ist von Trotta auf die Idee gekommen, Vicky Krieps, (Ingeborg Bachmann) eine sehr zarte und durchsichtige, wenn auch exzellente Schauspielerin, ausgerechnet die körperlich eher bäuerlich-handfeste Bachmann, die sehr selbstbewusst auftrat, spielen zu lassen? Besonders störend ist Krieps zögernde Hauchstimme. Bachmann hatte eine klare kräftiger Stimme.

Ronald Zehrfeld (Max Frisch) ist ein stämmiges Riesenpaket von Mann, nicht der Prototyp eines Intellektuellen - ist nun mal so - und gibt einen extrem unglaubwürdigen (und unsympathischen) Max Frisch, da nützt auch die dicke schwarze Brille nichts.

Von da an geht es abwärts mit dem Film, und das ist schade, denn Inge und Max waren ein sehr dynamisches literarisches Problempaar mit einem tragischen Ende, also gutes Filmmaterial.


Die Österreicherin Ingeborg Bachman war eine der herausragendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts und galt als eine schillernde, wenn auch psychisch labile Frau, die zuerst mit Gedichtbänden und Hörspielen glänzte und damit schon als junge Frau Literaturpreise einheimste bevor sie mit einer der wichtigsten Behauptungen im deutschen Sprachraum (meine Meinung) Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar richtig bekannt wurde. Sie starb 1973 mit nur 47 Jahren im Krankenhaus an ihren schweren Brandverletzungen - und ein bisschen an gebrochenem Herzen. Die Kettenraucherin war in ihrer Wohnung in Rom mit einer Zigarette in der Hand eingeschlafen und ihr Nachthemd hatte Feuer gefangen.


Ingeborg B. suchte nicht nur immer schon die richtigen Worte, sondern auch die sexuelle Freiheit und hatte viele Affären, auch mit berühmten, meist älteren Männern (eine heimliche war die mit dem verheirateten Henry Kissinger) bevor sie den sehr erfolgreichen Max Frisch 1958 in Paris kennenlernte und sich in den 15 Jahre älteren unsexy Schweizer Pfeifenraucher verliebte. Sie zog in seine spiessige Wohnung bei Zürich, die sie als erdrückend empfand. Sie wollte in ihre Lieblingsstadt Rom, und da zogen sie 1960 auch hin. Ingeborg blühte beim dolce vita in schicken Kleidern und bei vielen Cocktails auf und Max kühlte eher ab.

Sie hatten das, was man heute als toxische Beziehung klassifiziert. Die ewigen Zankereien machen zwar Sinn und sind keine Überraschung bei zwei eifersüchtigen, egomanischen und narzisstischen Schriftstellern, die im Konkurrenzkampf stehen, aber so richtig interessant sind sie nicht. Vielleicht ist deshalb der Film so unergiebig, schwerfällig und schlichtweg öde. Inge entpuppt sich als klammernde, leicht unterwürfige Liebende, die gleichzeitig Ehe-, Hausfrau und Frühfeministin spielen möchte. Max versteht so eine komplizierte Weiblichkeit nicht so ganz, wie alle Männer in der Ära. Er verliebt sich 1962 neu, Ingeborg bricht zusammen und kämpft mit Alkoholabhängigkeit und Pillen. Und raucht eben viel im Bett...


Dazwischen ist Inges Wüstenreise, die auch im Filmtitel vorkommt - warum die so wichtig ist, wird nicht so recht klar, denn besonders die Passage ist tödlich langweilig. Das liegt vielleicht generell auch an Wüstenszenen in Filmen, die ausser Sand, Kamelen und bedeckter Kleidung selten etwas zu bieten haben, es sei denn man ist Lawrence von Arabien.


Es gibt 250 zumeist handschriftliche Briefe Bachmanns an Frisch zusammen mit Kopien seiner Briefe an sie. Frisch hatte das Material für 20 Jahre nach seinem Tod gesperrt. Vielleicht ist Lesen irgendwie besser als den leider misslungenen Film anzugucken.

TRAILER:



 
 
 

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