In Liebe Lassen
- Sabine Reichel
- Jan 23, 2022
- 2 min read
Updated: Feb 2, 2022
Regie: Emanuelle Bercot,
Drehbuch: Emanuelle Bercot und Marcia Romano
DARSTELLER: Catherine Deneuve, Benoît Magimel, Cécile de France, Dr. Gabriel Sara
Laufzeit: 92 Minuten
Verleih: STUDIOCANAL
Seit 2 Jahren begleitet uns alle sehr akut die Furcht vor dem Tod durch Krankheit. Aber auch ohne Pandemie bleibt es das Tabu-Thema das aufwühlt und gleichzeitig verdrängt wird. Das Familien-Drama IN LIEBE LASSEN ist ein sehr schöner und wichtiger Film, der perfekt in die Zeit passt.
Der Schauspiellehrer Benjamin (Benoît Magimel) ist ein charismatischer und sehr begabter Mann. Obwohl er schroff und gnadenlos sein kann, wird er von seinen Schülern geschätzt und geliebt, weil er ihnen hilft, zu

ihren innersten Gefühlen und Ängsten vorzudringen und sie kreativ einzusetzen. Etwas, dass dem 40-Jährigen selbst nicht gelingt, als er erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Er bleibt ganz Rebell, igelt sich ein und verweigert sich besonders seiner überfürsorglichen, "bossy" Mutter (Catherine Deneuve), mit der er ein gespanntes Verhältnis hat, aber die Alles in Bewegung setzt, um ihm zu helfen.
Ihr gelingt es, den renommierten Onkologen Dr. Eddé (Dr. Gabriel Sara) und seine magische Assistentin Eugénie (Cecile de France) einzuschalten, denen es gelingt, dass der störrischen Sohn sich seiner Krankheit stellt und einer Behandlung zustimmt. Ein Glücksfall für Benjamin und den Zuschauer, der ein inspirierendes Krankenhaus, in dem der liebenswerte und lustige Wunderdoktor mit grosser Güte, heilendem Humor und viel Musik - jawohl, kein Scherz - operiert.
Dr. Eddé liebt amerikanische Folk Music und Jazz, und in den Mittagspausen findet sich die reizende, sehr engagierte Crew seiner Mitarbeiter*innen (die Frauen überwiegen, wie in allen Pflegeberufen) zu einer offenen Diskussion über Patienten, aber auch sich selber, sowie einigen schön gesungenen Songs, zusammen. Musik baut Stress und Ängste ab und macht alles erträglicher, das weiss jeder. In so einer liebenden Umgebung kann selbst der widerspenstige Patient Benjamin einen gewissen Frieden mit dem Tod schliessen.
Der grösste Glücksfall des Films ist der echte Onkologe Dr. Gabriel Sara aus New York, den die Regisseurin zufällig in Amerika getroffen hatte. Ein begabter Laie, der selbst Catherine mit seiner Wärme und tiefster Empathie nahezu die Show stiehlt. (Ich selber dachte nur: “So einen will ich, wenn ich mal todkrank werden!”)
Tja, Catherine Deneuve. Sie ist eine faszinierende Schauspielerin, (immerhin 78), deren filmische Leistungen immer sehr unterschiedlich zu sein scheinen. Einst gern als die "schönste Frau der Welt” gegolten (wie so viele vor ihr, was auch immer das heisst), hatte sie sich in ihren 60ern etwas zu sehr an ihrem edlen Gesicht von Plastik Chirurgen herumfummeln lassen - nie eine gute Idee. In diesem Film als dominante Übermutti (äusserlich ziemlich rund und gemütlich aussehend) in berechtigter Sorge um ihren sterbenden Sohn ist sie in Topform (so wie absolut alle Darsteller. Sie sie schimpft, sie schreit, sie leidet und sie lernt auch etwas. So wie wir wahrscheinlich bewegten Zuschauer.
Instagram.com/arthaus.de
TRAILER
https://www.youtube.com/watch?v=_f2AZJlgCv4
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