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ELVIS

  • Writer: Sabine Reichel
    Sabine Reichel
  • Jul 2, 2022
  • 3 min read

Regisseur: Baz Luhrmann

Drehbuch und Idee: Baz Luhrmann und Jeremy Doner

Produzenten: Baz Luhrmann und Jeremy Doner

Darsteller: Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Helen Thomson,

Kodi Smit-McPhee, Richard Roxburgh u. v. a.

Kostüme: Oscar-Preisträgerin Catherine Martin

Länge: 2 Std. 40 Minuten

VERLEIH: WARNER BROS Pictures

RATING: ***1/2 von 5


Jeder Rockfan kennt die tragische Geschichte vom spektakulären Aufstieg und Fall der schillernsten Rock-Ikone aller Zeiten. Und noch heute kommen die internationalen Scharen von Elvis-Anbetern nach Graceland, das wie ein Mausoleum aussieht, und bestaunen den unglaublich bunten amerikanischen Kitsch, der eine Mischung aus Vegas und Disneyland ist. Und irgendwie war so auch das relativ kurze wilde Leben von “Elvis the Pelvis”. (Die Briefmarken sind echt und meine. Eine Sondermarke der US-Post von 1977!)

Ich muss hier persönlich werden. Ich selber, einst ein sehr früher feuriger Elvis Fan, erinnere mich, als ich 1977 bei einem Hamburg Besuch - ich lebte inzwischen in NY - die Schlagzeilen auf der BILD-Zeitung am Kiosk sah. Elvis war mit nur 42 Jahren tot. Mein ehemaliger Rock and Roll Held (lange bevor die Beatles ihn vom Podest stiessen) war für mich längst gestorben. Der schöne, schlanke, sexy Elvis war eine schweissüberströmte, fette, tragische, abgehalfterte Karikatur geworden, ein Zirkuspferd im weissen Vegas Narrenkostüm, das sich für weisse republikanische Muttis in Vegas prostituierte, und der sich verzweifelt mit Alkohol, Pillen und gebratenen Peanut Butter & Bananen Sandwiches (JA, die gibt es!) dem Abgrund zu näherte. Ich war weder berührt noch verwundert über den relativ frühen Tod des gefallenen Idols. Warum nun Regisseur Baz Luhrmann unbedingt eine Art Elvis-Biopic machen wollte, ist nicht ganz klar. Eine toughe Aufgabe, und nur teilweise gelungen. Wie die meisten Filme von Luhrman, dessen Film “Moulin Rouge” ich sehr liebte, ist ELVIS nicht so sehr ein Film, sondern eine endlose ( 2 1/2 Stunden) teilweise mitreissende Show-Inszenierung, die den Film trotzdem letztendlich kühl und unbeteiligt macht. Ein Kritiker des schlauen NEW YORKER Magazins beschrieb den Film als einen Wikipedia Eintrag. He has a point!

Austin Butler, ein sehr hübscher, mir bisher unbekannter Schauspieler ist allerdings nahezu fantastisch. Er hat Elvis' Lippen und Nase und stürzt sich mit grosser Leidenschaft und rhythmischem Fieber in die Rolle, die wahrscheinlich ein für allemal seine Karriere definieren wird. Es gab schon bedeutend schlechtere Film-Elvis-Imitatoren (Kurt Russell z. B.) Es ist unmöglich, solche einzigartigen Ikonen wie Elvis im Film darzustellen, denn absolut Nichts und Niemand kann so ein dynamisches Original kopieren. Der Film hat natürliche tolle Bilder, prall gefüllt mit dem klassischen Americana, das wir Deutschen kennen und lieben. Und wo der Film für mich funktioniert, ist die Erinnerung daran, wie reaktionär, puritanisch, bigott und rassistisch-sexistisch die repressiven 50er Jahre in den USA waren (nicht nur da, natürlich. Hallo Germany!) Und Elvis sprengte Alles, was den Amis heilig war!


Er war ein extrem begabter, wunderschöner, wilder, mutiger, charismatischer, eigenwilliger junger Mann aus dem armen weissen Arbeiter-Ghetto der Südstaaten, der schwarze Musik liebte und mit einer goldenen Stimme geboren war. Dass er obendrein nicht nur supersexy war, der verwegenste Dresser aller Zeiten und enthemmt seine Hüften und Beine so aufregend und lustvoll verdrehte, dass man ihn in einer TV-Show in der Taille abschnitt, war eine Kriegserklärung an alle weissen, frommen Patrioten. Sie brüllten umgehend nach dem Rock and Roll Verbot, welches die obszöne Teufelsmusik vor Allem von den sauberen Töchtern Amerikas fern halten sollte, die ihn immerhin bald mit Schlüpfern auf der Bühne bombardierten. Aber Elvis war eine Naturgewalt, ein Künstler ohne Grenzen, und bigger als sie Alle, und galt bald - bis heute - als “King of Rock n Roll”. Mit dem überwältigenden Erfolg begann natürlich auch der langsame Abstieg, der mich immer sehr berührte, denn wie oft in der amerikanischen Kultur, spielten Drogen, Pillen, Alkohol, Depressionen, Geld und falsche Freunde, eine Rolle. Elvis war nicht nur ein Bad Boy, sondern auch ein Sad Boy und ein Muttersöhnchen erster Güte. Ohne Mutti Gladys ging gar nichts und als sie starb als er nur 20 war, brach für den sensiblen Jungen eine Welt zusammen. In der Zwischenzeit hatte sich eine andere Art Schicksalsfigur in sein Leben gedrängt - und deshalb ist dieser Film und Elvis' Leben durch die Augen seines berüchtigten, ruchlosen Svengali von Manager, dem selbsternannter "Colonel" Tom Parker, erzählt - und ich weiss nicht, warum das sein muss. Tom Hanks, unkenntlich im "Fat suit" aalt sich in seiner Rolle als hässlicher Outsider, der sofort in dem rebellischen Wonderboy mit den crazy Klamotten die Goldgrube seines Lebens wittert. Was daraus wird, ist eine dysfunktionale gegenseitige Abhängigkeit, die letztendlich zerstörerisch für beide wurde.

Und so ist ELVIS auch ein trauriger Film, und eine Erinnerung daran, dass man seine eigene Rebellion am Leben erhalten muss. Jailhouse Rock! Um jeden Preis!


P.S. Heute liebe ich den "alten" jungen Elvis wieder genauso wie als 12-jährige - damals, als er meine Ohren nahezu platzen liess....




 
 
 

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