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ANSELM - Das Rauschen der Zeit

  • Writer: Sabine Reichel
    Sabine Reichel
  • Oct 20, 2023
  • 2 min read

Updated: Oct 21, 2023

Darsteller: Anselm Kiefer, Anton Wenders, Daniel Kiefer

Regisseur: Wim Wenders

Kamera: Franz Lustig

Musik: Leonard Küßner

Länge: 133 min

Der Film ist in 3D

Filmverleih: HanWays

RATING: ***** 5 von 5


Es gibt ihn also: den perfekten geradezu magischen Märchen-Kunstfilm. ANSELM - Das Rauschen der Zeit zeigt eigentlich die Welt von 2 Künstlern: die von Anselm Kiefer und Regisseur Wim Wenders. Und das ist ein Glücksfall. Wenders traf Kiefer 1991 in Berlin in einer verrauchten Kneipe. Sie setzten sich zusammen und unterhielten sich so prächtig, dass sie die Idee hatten, mal einen Film zusammen zu machen. 32 Jahre später ist der Film da - und er ist einfach so spektakulär wie der einzigartige Anselm Kiefer. Kiefer lebt schon seit langem in Frankreich – wohl auch, weil er in seiner Heimat oft angegriffen wurde wegen seiner provokanten, hartnäckigen Konfrontationen in seinen riesigen Gemälden und Skulpturen mit der Nazizeit, während er im Ausland als einer der bedeutendster deutscher Künstler der letzten 40 Jahre gilt.


Und Grösse braucht er! Er fährt Rad durch die riesigen Räume seiner insgesamt 30 Galeriehäusern und Ateliers in seinen 40 Hektar grossen Anwesen im südfranzösischen Barjac. Und er verwandelte es im Laufe mehrerer Jahrzehnte durch das Ausschachten von Tunneln sowie dem Stapeln von Türmen in ein erstaunliches Gesamtkunstwerk. Die vielen Ateliers sind zugleich Museum und Archiv und sehen sehr imposant aus.

Wenders war sehr klug, einen weniger klassisch biographischer Film zu konzipieren, sondern mehr eine impressionistische, assoziative Spurensuche anzulegen. So beleuchtet er das Werk des Künstlers; enthüllt seinen Lebensweg, seine Inspirationen, und seine Faszination für Mythos und Geschichte. Vergangenheit und Gegenwart werden so miteinander verwoben, um die Grenze zwischen Film und Malerei zu verwischen, sodass man die auch die Vielschichtigkeit eines enorm umfangreichen Werks so kunstvoll in Szene setzt, als wäre man selbst vor Ort dabei. Wobei es hilft, dass es manchmal wie ein 3D (der Film ist in 3D gefilmt) Set Design für einen eleganten und futuristischen Hollywood Film aussieht, was sehr schön ist.


ANSELM ist aber teilweise auch ein kühler, intellektueller Film, so wie Kiefer selber, doch gleichzeitig verleiht ihm Wenders mit grosser Feinheit eine Wärme und Verspieltheit, die während des Films den eher sperrigen Künstler auftaut und ihn immer sympathischer und magnetischer erscheinen lässt. Der Film ist teilweise besonders poignant, wenn er wundervolle Szenen aus Kiefers Kindheit nachstellt - einer sehr typisch aussehenden 50er Jahre Kindheit mit einem niedlich-brav aussehenden Jungen mit einem grossen Maltalent. Für mich mit die berührendsten Szenen im Film. Dass Wenders Sohn Anton und Kiefers Sohn Daniel mitspielen ist ein sehr passender Touch.


Mir wurde im Film nach einer Zeit auch plötzlich klar, dass es sich bei Regisseur und Künstler um 2 alte weisse Männer handelt (:-) , also es auch ein Film über Altern, Vergänglichkeit und abgeschlossener Identitätssuche ist. Das macht den Film noch reifer, tiefer und wertvoller. Und das ist eben auch Wim Wenders Talent, das besonders bei ruhigen, meditativen Filmen glänzt. Sein ebenfalls neuer in Japan gedrehter Film „Perfect Days“ ist genauso ein mit Liebe und Respekt getränktes Meisterwerk - über einen älteren Mann, der öffentliche Toiletten putzt und sehr happy erscheint.


TRAILER:



 
 
 

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