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ABTEIL NR. 6

  • Writer: Sabine Reichel
    Sabine Reichel
  • Apr 1, 2022
  • 2 min read

Updated: Apr 5, 2022

REGIE: Juho Kuosmanen

DREHBUCH: Nach dem gleichnamigen Roman von Rosa Liksom

DARSTELLER: Seidi Haarla, Yuriy Borisov, Dinara Drukarova

RATING: **** 1/2 von 5

Länge: 106 Minuten

Finnland, Deutschland, Estland, Russland

Im Verleih von Eksystent Filmverleih


Ich liebe es, wenn Filme so perfekt getimed sind, dass sie haargenau nicht nur in die Zeit, sondern in den MOMENT passen wie der ungewöhnliche Film ABTEIL NR. 6. Auch hier geht es um überfüllte Züge mit Menschen, die Angst, Trostlosigkeit und Wut im Gesicht haben, und unruhig mit Koffern und Säcken und Essen (inkl. Essiggürkchen) durch Abteile ziehen so wie die Menschen aus der Ukraine.

Dazwischen ist Laura (Seidi Haarla). Nur wenige Menschen wollen um jeden Preis im Winter ins eisige Murmansk am nördlichen Polarkreis. Doch die schüchterne finnische Archäologiestudentin, nach einer Woche russische Partys in Moskaus Boheme Szene ist fest entschlossen, um jeden Preis die berühmten Felsenmalereien der Stadt zu besichtigen – die unglückliche Romanze, die sie in Moskau hinter sich lassen will, motiviert ihren Entschluss umso mehr.


Die Aussicht auf eine beschauliche Eisenbahnreise zerschlägt sich schnell, als Laura ihre Mitreisenden im Abteil Nr. 6 kennenlernt, besonders als das unverschämte, versoffene Arschloch Ljoha (fantastisch: Yuriy Borisov), ganz klar der Mitreisende from Hell, sie mit seiner aggressiven Macho Art terrorisiert. Der gutgebaute junge Russe mit dem soldatisch geschorenen Kopf ist Bergarbeiter, und wenn er nicht randaliert und pausenlos pafft, liegt er quer über den Sitzen und beobachtet sie mit Ablehnung. Wahrscheinlich wundert er sich, was so ein nettes Mädchen in so einem Zug mit so einem Ziel zu suchen hat.


Aber es nützt ja nun nichts, denn während der nächsten Tage ihrer gemeinsamen Reise müssen die ungleichen Passagiere auf engstem Raum miteinander auskommen lernen. Und siehe da, eine winzige und sehr unerwarteten Annäherung beginnt, denn Ljoha ist sehr neugierig und hat eigentlich auch nichts zu tun, und bietet ihr so an, sie bei der nächsten sehr langen Haltestelle in einer alten Kiste (er hat überall Freunde) zu den seltenen Felsenmalereien zu bringen, von denen er noch nie was gehört hat. Und siehe da, der dickköpfige Klotz kennt interessante Menschen, besonders eine ältere Frau, die die Beiden in ihrer baufälligen Datscha gut versorgt und Laura mit flotten, frauenfreundlichen Weisheiten unterhält.

Trotz baulicher Armseligkeiten, Massen von Schnee und frostigen und deprimierenden Szenen, ist dieses letztendlich ein sehr herzlicher und wärmender Film. Da ist etwas authentisch Freiheitliches, auch sehr Lustiges in diesem liebevoll rauen, melancholisch-komisches Roadmovie auf Schienen, das geradezu Lust auf das Abenteuer, das ja immer eine Reise ins Ungewissen ist, macht. Und der Regisseur Juho Kuosmanen zeigt viel Talent mit der atmosphärische Reise durch das winterliche Russland der 1990er Jahre, auf der sich zwei Außenseiter über alle Kultur- und Klassengrenzen hinweg begegnen und sehen lernen.


Trailer:



 
 
 

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